Namen der Bänke und ihre Geschichten
An der Riede
Die Bank „An der Riede“
An der Riede / Alter Heerstaße, Richtung Bahn
Hinter Dir fließt die Riede, bis etwa hier her heißt sie Rötgesbüttler Riede und speist sich aus der Feldmark Richtung Rethen und Vordorf. Selbst aus der Ortslage von Meine westlich der B4 fließt Wasser hier entlang. Der zweite Zufluss stammt aus dem Büchenteich und den dahinter liegenden Feldern. Eigentlich heißt der Bach in Rötgesbüttel aber Pendergraben, oder, etwas falsch wiedergegeben, Pfändergraben. Ab der Eisenbahnquerung 300 m östlich heißt der Bach dann offiziell Ausbüttler Riede. Ihr Vorfluter ist schließlich der Allerkanal.
Der Pendergraben floss nicht immer so begradigt durch die Wiesen, früher mäanderte er stark. Darum rankt sich eine Sage, die hier wiedergegeben wird:
Warum der Sandkämper Graben so krumm und schief ist.
Zur Frühjahrszeit, zur Zeit der Schneeschmelze, stehen noch heute oft die Wiesen westlich und südlich des Dorfes unter Wasser. Das muss in früheren Zeiten noch schlimmer gewesen sein, so schlimm, dass die Bauern oft ihr Heu nicht ernten konnten, weil es im Wasser lag. Wie diesem Übelstande abzuhelfen sei, darüber berieten die Männer der Gemeinde an Sommerabenden unter der großen Dorflinde gar oft; zu einem greifbaren Ergebnis waren sie aber nie gekommen.
So hatte auch eines Abends der Geschworene (Bürgermeister) seine Dorfbewohner durch den Gemeindeboten wieder zusammen klingeln lassen. Mittags, wenn er annehmen konnte, dass die Bauern beim Essen waren, zog er mit der Klingel die Dorfstraße entlang und verkündete mit seiner tiefen Bassstimme nach minutenlangem Bimmeln den aufhorchenden Dorfbewohnern die Neuigkeiten: „Der Geschworene unserer Gemeinde lässt Euch sagen, dass jeder, der seine Ehre und seinen Verstand noch besitzt, heute Abend, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, sich unter der Dorflinde einzufinden hat, um über die Trockenlegung der Dorfwiesen zu beraten“.
Pünktlich zur festgesetzten Zeit waren alle zur Stelle. Die Pfeifen wurden angesteckt, und bald war jeder von dichtem Tabakqualm umgeben. Ein Gemurmel über das Thema des Abends war zu hören, denn noch hatte der Geschworene die Sitzung nicht eröffnet. Jetzt nahm er einen Stock und schlug damit auf den Tisch. Da verstummte das Gemurmel und jeder lauschte, was jetzt werden würde.
Der behäbige Geschworene wartete noch einen Augenblick, wischte sich umständlich über den Bart und begann: Ihr wisst alle, wie unsere Wiesen unter Wasser stehen. Ich habe euch zusammengerufen, damit wir Mittel und Wege finden, diesem Übelstande abzuhelfen. Ich selbst habe in den letzten Zeiten oft darüber nachgedacht, habe aber kein Mittel gefunden. Nun liegt es an euch gute Ratschläge zu geben, die wir zusammen prüfen wollen. Nun, was meint ihr, wie wir die Wiesen trockenlegen können?“ Die Bauern überlegten, machten Vorschläge, etwas greifbares kam aber nicht zustande.
Niemand hatte bemerkt, dass ein Fremder abseits stand und alles mit angehört hatte. Nach einer Weile trat er in den Kreis der Dorfältesten und sagte: „Ihr lieben Leute von Rötgesbüttel! Entschuldigt, wenn ich zu euren Sorgen etwas sage. Zufällig kam ich hier vorbei, sah euch unter der grünen Linde sitzen und euren Geschworenen sprechen. Habt ihr etwas dagegen, wenn ich euch helfe? Geld und Gut sollt ihr nicht dafür zahlen. Ich verspreche euch eure Wiesen trocken zu machen, wenn --- ihr mir eure Seelen nach dem Tode überlasst! In einem Monat komme ich wieder und hole die Antwort.“
Trotz seiner Verkleidung hatte der Geschworene den Fremden an seinem Pferdefuß und den Hörnern erkannt. Es war kein anderer als der Teufel selbst. Als er den Anderen seine Wahrnehmung erzählte, machten diese ein Kreuz an ihre Stirn, schüttelten sich und baten den Geschworenen seine Hand davon zu lassen. Der aber lachte und meinte, er sei schon mit so vielen Menschen fertig geworden, mit dem Teufel würde er auch fertig werden, auch wenn er seine Großmutter mitbrächte.
Nach einem Monat stellte sich tatsächlich der Fremde wieder ein. Bald war der Handel geschlossen. Nun kam der Teufel mit seinem Vorschlage zu Wort: Die Bauern sollten sich mit den größten Pflügen am dritten Tage der nächsten Woche am Nordholze einstellen und sechs zugfeste Ochsen und auch Ketten mitbringen, damit sie bei Sonnenaufgang einen Graben pflügen könnten.
Damit ging der Teufel seinen Weg. Der Geschworene behielt seine Bauern noch etwas zurück. Diese konnten immer noch nicht fassen, dass ihr Geschworener, den sie nur als einen ruhigen, redlichen und überlegten Menschen kannten, sich so mit dem Teufel einließ. Der Geschworene aber lächelte und meinte:
„Ihr lieben Leute! Ihr wisst, dass man gegen ein Fuder Mist nicht anstinken kann. Mit diesem schwefligen Gestank des Teufels werden wir schon fertig werden. Tut nur was der Teufel fordert, bringt ihm, was er verlangt. Jeder bringt außerdem noch eine Mistforke (-gabel) mit. Zieht eure Wasserstiefel an und verteilt euch auf den ganzen mit Wasser gefüllten Wiesen. Kitzelt den Teufel mit euren Mistforken, denn etwas kann der alte Knabe schon vertragen. Also feste zugestoßen“
Die Bauern hatten schlaflose Nächte. Die ganze Sache mit dem Teufel war ihnen nicht geheuer; aber sie hatten großes Vertrauen in ihren Geschworenen. In der Nacht vor dem dritten Tage der Woche machte niemand ein Auge zu. So kam es, dass alle rechtzeitig zur Stelle waren. Als der Teufel erschien, hatte der Geschworene seine Leute auf der Strecke verteilt, an der der Teufel den Graben ziehen wollte.
Die Ochsen wurden vor den Pflug gespannt, mit Hotte und Hü und viel Geschrei wurden sie angetrieben – aber sie konnten den Pflug nicht von der Stelle bringen. Der Teufel fluchte, aber es half nichts. Er wusste nicht, dass die Tiere seit 3 Tagen nicht zu fressen bekommen hatten und so vor Schwäche den Pflug nicht bewegen konnten.
Der Teufel war baff. Sollte er diese Bauernseele doch nicht bekommen? Das durfte nicht sein. Er überlegte, scharf vom Geschworenen beobachtet. Jetzt sprang der Teufel vor. Mit Schaum vor dem Munde schrie er: „Weg mit den Ochsen, ich spanne mich davor!“
Die Ochsen wurden abgeschirrt, der Teufel ließ sich vorspannen – aber mit Ketten. So fest wurde er angekettet, dass er sich nur nach vorne bewegen konnte.
Jetzt ergriff der Geschworene seine Mistforke, ihm nach taten es auch die anderen Bauern. Der Teufel legt sich in die Ketten und zog und zog. Verteufelt, das war keine leichte Arbeit. Die Bauern trieben ihn an. Jetzt packten sie die Mistforken fester und „kitzelten“ den Teufel was das Zeug halten wollte. Der Teufel wollte sich befreien, aber die Bauern hatten ganze Arbeit geleistet. Der Teufel kniff aus, den Pflug hinter sich herziehend. Jetzt sprangen die überall aufgestellten Bauern mit ihren Forken herbei. Der Teufel wollte ihnen entgehen, nahm eine andere Richtung. Aber da standen wieder Bauern. Der Teufel lief und lief, immer den Pflug hinter sich. An der Ausbüttler Grenze ließen die Bauern schließlich von ihm ab. Der Teufel freute sich, die Bauern mit ihren Forken und dem Höllenlärm los zu sein.
Er ließ sich nie wieder in Rötgesbüttel sehen.
Die Bauern behielten ihre Seelen. Das Wasser lief in den Graben und die Wiesen wurden trocken. Der Sandkämper Graben aber blieb krumm und schief.
Leicht verändert nach einer Geschichte aus der „Bolte Chronik“.
Die Bank wurde gespendet von Heidrun und Hermann Schölkmann
Auswechselbank
Ecke B-Platz / Schulbank
...Text folgt.
gespendet vom Team Frauenbasar
Dorfblick
Westerrod
Die vergessene Mühle
Diese Bank steht am Westeroder Weg. Die Himmelsrichtung gab dieser Flur ihre Bezeichnung. Das Areal liegt doch deutlich höher als das Bachtal der Rötgesbüttler Riede, das sich hier ca. 62 Meter über dem Nordseeniveau befindet. Das Westerod liegt 70 und mehr Meter über NN. So ist es erklärlich, dass hier einmal eine Windmühle stand. Der genaue Standort ist noch unbekannt, vermutlich lag er im jetzigen Staatsforst an der Ackergrenze nördlich des Westeroder Weges. Die Bewaldung existierte damals an dieser Stelle nicht.
Die Windmühle lag zwar in Rötgesbüttel oder zumindest an der Gemarkungsgrenze, die hiesigen Bauern durften jedoch ihr Korn dort nicht malen lassen. Es gab eine an die Domäne Thune gekoppelte Pflicht zum Hand- und Spanndienst und eben den Mahlzwang. Die Bauern mussten ihr Korn nach Thune transportieren, zur damaligen Zeit ein weiter Weg. Kurzentschlossen reisten in den 1850er Jahren einige Bauern zur Residenz nach Hannover und erbaten von ihrem König eine Befreiung von den Pflichten gegenüber der Domäne Thune. Großzügig wurde ihnen auch noch der Bau einer eigenen Mühle gewährt. Diese entstand am heutigen Mühlenweg, der Straße nach Gravenhorst. Die Mühle im Westerod wurde zur gleichen Zeit, vermutlich unabhängig von der Aufhebung des Thuner Mahlzwangs, abgebaut. Geht man von hier ca. 1,5 km Richtung Vollbüttel, so kann man die Reste der Westeroder Mühle noch besuchen. Die Mühle wurde nämlich versetzt, vom Westerod nach Vollbüttel und war dort noch viele Jahre aktiv.
Heute erinnert hier nichts mehr an die alte Windmühle. Der Mühlenstandort ist mit Bäumen bewachsen, die umliegenden Äcker werden intensiv bewirtschaftet. Hier findet man auch die besten Böden der Gemarkung. Entsprechend kann man hier eher anspruchsvolle Feldfrüchte finden: Weizen, Zuckerrüben, vielleicht ein Maisfeld.
Hier oben im Westerod hat man einen guten Blick auf das Dorf. Links, nördlich, der Sandkamp mit sehr mäßigem Sandboden, besiedelt Ende des 19. Jahrhunderts, heute dominiert von neuen Bauten. Zentral das Altdorf, davor der alte Bahnhof. Auch hier stehen viele Neubauten: der Hof Heuke, direkt gegenüber der Schrankenanlage des Bahnüberganges, war früher hier das einzige Gebäude. Im Altdorf rund um die Kirche findet man noch einige alte, ehemals prächtige, Hofstellen. Nicht immer wurde investiert und die alte Bausubstanz erhalten. Rechts, südlich, das Südfeld war bis in die 80er Jahre Acker. Weit hinten liegen noch der Schierenbalken, der Lehmring und die Masch, allesamt mit vielen Neubauten durchsetzt. Links, nördlich, findet man hinter dem Sandkamp die alte Siedlung, die nach dem 2. Weltkrieg in der 1950er Jahren hauptsächlich durch Kriegsflüchtlinge bebaut wurde. Dahinter befindet sich noch das Ostfeld, von hier nicht einsehbar.
Hermann Schölkmann
Die Bank wurde gespendet von dem 2. Bass des Männergesangsvereins
Dreifrauen Bank
Altes hohes Feld (nördl. Ende)
..Text folgt..
gespendet von DEPpen
Ersatzbank
A-Platz
..Text folgt..
gespendet vom Fußballförderverein
Flachsbank
Am Rode- (Rotte-) weg vor dem Wäldchen
Der jetzige Rodeweg, Richtung Isenbüttel, soll früher einmal Rotteweg geheißen haben. Dieser Name erinnert an den Flachsanbau in dieser Gegend. Hier auf dem Hohen Feld ist der Boden recht sandig und damit nicht sonderlich ertragreich für Feldfrüchte. Für Flachs, dem Grundstoff für Leinen, ist der Boden gut geeignet. Daraus lässt sich schließen, dass die verschiedenen Schritte der Leinengewinnung hier entlang des Weges betrieben wurden.
Der Flachsanbau folgte festen Regeln. Dabei spielt die Zahl 100 eine zentrale Rolle. Der Flachs sollte am 100. Tag (10. April) ausgesät werden. Nach 100 Stunden musste er sprießen, und 100 Tage später (20. Juli) konnte man ihn ernten. (Hierbei ist zu bedenken, dass zu der Zeit, als die Regeln entstand, sicher noch der Julianische Kalender galt. Dann muss man zu den obigen Terminangaben ca. 10 Tage hinzuzählen.)
Die Leinengewinnung erforderte viel Handarbeit. Im Mai war es Zeit, das Feld vom Unkraut zu befreien. Diese Arbeit musste barfuß erfolgen und wurde im Wesentlichen von Kindern und jungen Frauen verrichtet, damit die jungen Flachshalme nur wenig litten. Bei der Ernte wurde der Halm nicht geschnitten, sondern die Stängel mit samt der Wurzel herausgezogen. Es sollte kein Stück der Leinenfaser verloren gehen. Wie beim Getreide mussten die Gaben zunächst auf dem Feld für ein paar Tage zum Trocknen aufgestellt werden.
Den getrockneten Flachs holte man nach Hause, um dort die Samenkapseln abzustreifen. Dies geschah mit Hilfe der Riffelbank, einem schweren Tisch mit einem eisernen hochstehenden Kamm. Eine Hand voll Flachs schlug man auf den Kamm und zog ihn dann durch die Zinken. Dabei lösten sich die Leinensamen und fielen zu Boden. Die Samen bildeten einen wichtigen Teil des Flachsanbaus. Anschließend schlug man den Flachs noch einmal auf den Riffelkamm, um die Wurzeln zu entfernen.
Der so vorbereitete Flachs sollte nun seine Faser frei geben. Hierfür legte man ihn in eine etwa 1 m tiefe Wassergrube. Alle Halme wurden sorgsam unter Wasser gedrückt und dann mit Brettern und Grassoden beschwert, damit möglichst keine Teile an der Luft waren. Nur so blieben die Fasern schön weiß. Der Flachs musste in der Grube ein bis zwei Wochen rotten. Dabei lösten sich die Fasern vom Rest des Stängels.
In Rötgesbüttel befand sich die Rottekuhle nördlich vom Rohdeweg nach Isenbüttel, auf der Wiese etwas westlich vom jetzigen Handy-Funkturm. Der Vorgang des Rottens (Faulens) verströmte angeblich starke unangenehme Gerüche. Daher legte man solche Gruben außerhalb von Ortschaften an. Die durchziehenden Wanderer mussten allerdings den Gestank eine Weile lang ertragen. Das ist sicherlich der Grund, warum der Weg die nicht ganz schmeichelhafte Bezeichnung ‘Rotteweg‘ erhielt.
Der Flachs aus der Rottekuhle musste nun getrocknet werden. Dafür legte man ihn gern in den vorgeheizten Brotbackofen. Hier war allerdings große Vorsicht geboten. Denn der trockne Flachs brennt wie Zunder. An klaren, heißen Sommertagen konnte auch die Sonne die Arbeit übernehmen.
Wie man dem Aufbau eines Flachshalms in der Abbildung oben entnehmen kann, muss man die Fasern vom holzigen, inneren Teil trennen. Hierfür wurden die Stängel in kurzen Abständen gebrochen. Das zugehörige Gerät, die Breche, erzeugte einen Knick alle paar Zentimeter. Nun ließen sich die holzigen Teile herausschütteln und man hatte die gewünschten Faserbündel in der Hand. Bei diesem Vorgang entstand oft viel Staub. Angeblich soll er verantwortlich für eine Reihe von Lungenleiden gewesen sein.
Im nächsten Arbeitsschritt wurden die Leinenfasern durch einen eisernen Kamm, den Hechel, gezogen. Damit trennte man die schönen langen Leinenfasern von den kurzen Stücken und von den verbliebenen kleinen Stängelresten. Die sauberen, langen Fäden verwendete man für das feinen Gewebe, für Kleidung und Bettzeug. Die ausgekämmten kurzen Enden nahm man für grobes Leinen, dass als Arbeitsmaterial, für Säcke oder Plane, später diente.
Grundsätzlich wurden alle Teile der Flachspflanze sinnvoll genutzt. Ein Teil der Leinensamen kam wieder zur Aussaat, der andere diente als Speise. Die Wurzeln bot man dem Vieh, Schafe oder Ziegen, zum Fressen. Reste der Flachsstängel eigneten sich gut als Streu (noch heute nimmt man gern Flachsstreu für Haustiere). Und die Leinenfasern sind schließlich die Grundlage für die Herstellung der begehrten Tuche. Wenn man sich überlegt, wie viel Mühe und Schweiß all die einzelnen Arbeitsschritte erfordert haben, sollte man die vielleicht ererbten Leinenbahnen oder Laken mit einer gewissen Hochachtung betrachten und behandeln.
Weitere Details zur Leinengewinnung findet man unter:
www.r-steger.de/Flachsverarbeitungsschritte.htm
gespendet von Christiane Lühr
Frauenbank
Gegenüber der Krippe
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Gartenbank
Feldweg - Ortsausgang Masch
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gespendet von Familie Schulze
Gipfelbank
Seuchen und Epedemien
Bergweg
Von kleinen Kästchen auf dem Kapellenboden
In seinen historischen Schriften hat sich Lehrer Bolte mit der Vergangenheit Rötgesbüttels auseinandergesetzt. In einer Aufzeichnung berichtete er von Kleinen Kasten mit Glasscheibe, die in der alten Kapelle auf dem Kapellenboden hängen. In diesen Kasten liegen kleine Kissen und verwelkte Kränze. Vielleicht kann sich die ein oder andere Rötgesbüttelerin noch daran erinnern. Vielleicht sind sie bei den Renovierungsarbeiten besonders gewürdigt worden, vielleicht hängen sie noch immer da.
Was hat es mir den kleinen Kasten auf sich?
Die Kirchenbücher geben Aufschluss darüber. Sie geben ein genaues historisches Bild über den Gesundheitszustand der Gemeinden wieder und erzählen von Seuchen, die in Rötgesbüttel gewütet haben. Die Sterblichkeit, vor allem unter den Kindern, war sehr groß. Als häufigste Todesursache werden Krankheiten genannt, die man heute zum Teil nicht mehr kennt. Während Keuchhusten noch ein Begriff ist, sind Krankheiten wie Scheuerchen oder Schierken und Rachenbräune eher unbekannt.
Epedemien verursachten eine hohe Kindersterblichkeit. Zum Endes des Jahres 1751 starben in Rötgesbüttel innerhalb eines Monats 16 Kinder an Masern, davon alleine drei Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren des Hans Cordes. Seine Ehefrau und Mutter der Kinder verstarb drei Monate später im Alter von nur 38 Jahren. Im Kirchenbuche steht: “Sie betrübte sich sehr über den Tod ihrer Kinder, woran sie verstorben.“
Schon bald darauf traten die Frieseln stark auf. In den Jahren 1753/54 starben insgesamt neun Kinder an der Krankheit. Darunter war wieder eine Tochter des Hans Cordes. Sie war vier Jahre alt.
Im Jahr 1761 starben an Husten und Jammer drei Kinder. Ende 1766 herrschten die Pocken in Rötgesbüttel, daran starben sieben Kinder. In der Zeit vom 13. – 18 Dezember 1767 sind an der Brustkrankheit vier Kinder gestorben, das älteste war vier Jahre alt. Die Blattern brachen im Dezember 1772 aus. Sechs Kinder fielen dieser Krankheit zum Opfer. 1776 waren es wieder die Frieseln, die stark auftraten. Innerhalb von 2 Monaten starben zehn Kinder.
1782 waren es erneut die Blattern, die weiteren sieben Kindern das Leben kostete. 1783 starben sechs Kinder innerhalb von fünf Wochen an Stickhusten und 1788 fielen erneut elf Kinder den Blattern zum Opfer.
Innerhalb der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind in Rötgesbüttel insgesamt 78 Kinder an Seuchen und Epedemien gestorben.
In der zweiten Jahreshälfte 1870 starben fünfzehn Kinder im Alter bis zu 14 Jahren an Rachenbräune. Auf dem Kapellenboden hängen an den Wänden kleine Kasten, die ein Glasscheibe haben. In diesen Kästen liegen kleine Kissen und verwelkte Kränze. Es sind die Sterbekissen von Kindern.
Nach den Aufzeichnungen von Lehrer Bolte (Boltechronik) aus dem Jahre 1952
Heimwerkerbank
Ein neuer Bahnhof in Rötgesbüttel
alter Bahnhofsvorplatz unter den Bäumen
Wir haben wieder einen richtigen Bahnhof! Bisher gab es in Rötgesbüttel seit 1982 nur einen sogenannten Haltepunkt. Der alte Bahnhof südlich dieser Bank, heute verkauft an einen Privatmann, wurde bereits im Jahre 1890 eingeweiht, solange fahren Züge durch unser Dorf. Jetzt endlich fährt der Zug stündlich in jede Richtung. Täglich 19 Züge pro Richtung. Sie ahnen es, die Bahnlinie hat eine sehr wechselvolle Geschichte.
Am 1.7.1890, also ziemlich genau vor 130 Jahren, wurde der Bahnhof eingeweiht. Die Züge fuhren zunächst nur den Teilabschnitt von Meine nach Triangel. Die kurz vorher gegründete Zuckerfabrik in Meine und die Torfabbauer in Triangel, die sogenannten Torfbarone, hatten politisch mächtig Druck gemacht. In Braunschweig hingegen stritten sich die federführende Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung und das Militär um die Streckenführung. Der Nußberg und das Franzsche Feld waren Exerzierplätze. Der Streckenabschnitt Braunschweig-Meine, der östlich um den Nußberg herumführt, wurde erst 1894 eröffnet. Ab 1900 konnte man bis Uelzen und darüber hinausfahren.
Der Bahnhof Rötgesbüttel wurde bedient von einem Schrankenwärter, der hinter dem Bahnhof, dort wo heute das Ärztehaus steht, auch eine Dienstwohnung hatte. Am Bahnhof angegliedert war ein Stückgutschuppen mit zugehöriger Rampe, an der nördlichen Gebäudeseite des Bahnhofs ist noch heute der Dachverlauf zu sehen. Zwischen Bahnhofsgebäude und Schienen befand sich ein Anbau. Hier konnten die Schrankenkurbeln bedient werden. Der Schrankenwärter war zuständig für zwei Bahnübergänge, den heutigen Übergang der Dorfstraße und den mit dem Neubau entfallenen Übergang südlich zu den Feldern. Auch dort befand sich zeitweise eine Schranke. Weiterhin fertigte er den Stückguttransport ab und hatte den Güterbahnhof und die dortigen Weichen zu bedienen. Fahrkarten mussten ebenfalls bei ihm erstanden werden. Dazu gab es an der Südseite des Bahnhofsgebäudes einen kleinen Warteraum mit Glasfenster zum Kartenverkauf.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Bahnstrecke mehrfach bombardiert, so auch in Rötgesbüttel. Südwestlich des Ortes, die Bahnstrecke wurde nicht getroffen, gab es einige Dutzend Bombentrichter. Noch vor 10 Jahren wurde dort nach Blindgängern gesucht. Die ältere Generation erzählte, dass die gegen die Bombergeschwader erfolgte Vernebelung des Wolfsburger VW-Werkes durch starken Ostwind bis nach Rötgesbüttel trieb und die Piloten irritierte.
Auch nach dem Krieg fuhren zunächst hauptsächlich Dampfloks. Jeden Sommer musste die Feuerwehr zu Flächenbränden an der Bahnstrecke ausrücken, die von Glut aus den Loks ausgelöst wurden. Später wurden die Dampfloks durch dieselgetriebene Züge ersetzt.
Der Rötgesbütteler Bahnhof bestand aus drei Gleisen: dem durchgehenden Hauptgleis und zwei Gleisen auf dem Güterbahnhof. Diese befanden sich dort, wo sich jetzt der Lagerplatz der Straßenbauer an der Kreisstraße befindet, 300m südlich von hier. Die Kreisstraße führte im großen Bogen um den Güterbahnhof herum. Der Güterbahnhof besaß eine Verladerampe, die von den örtlichen Landwirten zum Verladen von Getreide oder zum Entladen von Dünger genutzt wurde. Dazu gehörte auch eine Waage, auf die Pferdefuhrwerke fuhren, um zunächst leer und anschließend beladen gewogen zu werden. Im Winter war der Güterbahnhof ein Holzumschlagsplatz für Holz aus der Maaßel. Im Jahre 1982 wurde dann der Rötgesbüttler Bahnhof zu einem Haltepunkt degradiert, der Güterbahnhof verschwand in der Folge, die Kreisstraße wurde umgelegt und um die Bahnstrecke gab es fortwährende Stilllegungsgerüchte.
Als Spätfolge der Wiedervereinigung, initiiert durch den dann gegründeten Regionalverband, kam um die Jahrtausendwende neuer, mäßiger Schwung in die Bahnpläne. Erst heute besitzt Rötgesbüttel wieder einen Bahnhof, ein wichtiges Bauwerk für den Stundentakt.
Hermann Schölkmann
P.S.: Das linke Bild zeigt den Bahnhof um die Jahrhundertwende, das rechte das Dorf, den Bahnhof und die Bombentrichter. Wie immer, wenn es um die Dorfgeschichte und um Bilder geht, muss hier für die Mithilfe und die Bereitstellung der Bilder Wilfried Reichelt gedankt werden.
Die Bank wurde gespendet vom LAK (Lebendiger Advendskalender)
Liebesbank
Alter Liebesweg
Sieht sie auf dem Bild nicht aus wie eine verträumte Liebesbank? Diese hübsche, im Sommer von dichtem Grün umgebene, abgelegene Bank trägt ihren Namen aber nicht wegen der heutigen Idylle.
Im Westen des Dorfes, 300 Meter nördlich von hier, direkt am „Vollbüttler Stadtweg“ und damit an der Vollbüttler Grenze gelegen, entstand in der Vossheide ab 1927 eine Hühnerfarm zur Eierproduktion. Auf einem Gelände von fast fünf Hektar entstand eine für damalige Verhältnisse große Anlage mit einigen Stallgebäuden. Früher konnte man die Hühnerfarm auch direkt über den Westeroder Weg oder auch von der Maaßelstraße erreichen. Die Pfosten des zugehörigen östlichen Tores stehen wild umwachsen im heutigen Wald. Zu diesem Tor, das früher die Hauptverbindung nach Rötgesbüttel darstellte, führten zwei Wege, beide hießen Liebesweg. Der Weg hier an dieser Stelle verbindet das Tor mit der Maaßelstraße.
Wie entstand nun der Name Liebesweg? An der romantisch platzierten Bank kann es seinerzeit nicht gelegen haben. Der Name wurde in der Nachkriegszeit von der Dorfjugend erfunden, namentlich die männlichen Exemplare waren namensgebend. Zur Liebe gehören jedoch immer zwei. Die Mädchen aus dem Dorf kamen weniger oft hier her. In der Hühnerfarm waren jedoch einige junge Arbeiterinnen beschäftigt, die Dorfjungs waren höchst interessiert. Wie mag es wohl zu der Namensgebung des Weges gekommen sein?
Nun weiß man heute nicht mehr, warum die Hühnerfarm seinerzeit ausgerechnet in der Vossheide, der Fuchsheide, entstanden ist, auf den ersten Blick scheint der Ort wenig geeignet. Bei genauer Betrachtung wird dort die Fuchspopulation genauso groß gewesen sein, wie in den umliegenden Waldstücken, jedenfalls wurde nie von besonders häufigen Fuchsübergriffen auf die Hühner berichtet.
Heute sind die dort ansässigen Betriebe nur noch über den Vollbüttler Stadtweg, in Teilbereichen identisch mit dem roten Weg, erreichbar. Dieser Weg war entstanden aus zerbrochenen Dachziegeln, deshalb die Wegbezeichnung, die von Dachsanierungen im Dorf dort entsorgt wurden. Nun sind Dachziegel kein gutes Baumaterial für Wege, in entsprechend schlechtem Zustand befand er sich. Im letzten Jahr verlor dann der Weg seine Farbe, da die Gemeinde grauen Schotter auffahren ließ und den Weg deutlich verbesserte.
In der Vossheide, auf dem Gelände der Hühnerfarm, gab es auch schon vor 1927 ein Wohnhaus. Bereits 1908 findet das dortige Anwesen Erwähnung in den Katasterunterlagen. Um 1914 war das Gebäude im Besitz des braunschweiger Architekten Zinkeisen, der wohl auch für das spätere, recht sehenswerte Äußere verantwortlich zeichnete. Das Gelände, nach wie vor mitten im Wald gelegen, wurde erst spät an einige Segnungen der Zivilisation wie Leitungswasser oder Telefon angeschlossen. Eine ausreichende Wasserversorgung für den Brandfall kann in der Vossheide nur über einen Teich sichergestellt werden. Die Post läuft teilweise über Vollbüttel, auch die Telefonvorwahl gehört zum Ortsnetz Hillerse. Die Bürger, übrigens natürlich auch die heimischen Füchse, gehören zur Rötgesbüttler Bevölkerung.
Hermann Schölkmann
Die Bank wurde gespendet von dem 2. Bass des Männergesangsverein
Lieblingsplatzl
Pfändergraben an der Bahn
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Sandbank
Am Sandweg
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Schäfers Ruh
Tiefe Wiese, Verl. Schierenbalken
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gespendet von Kathrin, Olli und Thomas
Schlachtebank
Festplatz
Geschichte der Fleischerei Emmerich in Rötgesbüttel
Wer von Meine kommend auf der Bundesstraße 4 in Richtung Norden nach Rötgesbüttel hineinfährt, sieht kurz nach dem Ortsschild, auf der linken Seite, einen stattlichen Laden, die Fleischerei Emmerich.
Die Geschichte der ersten Schlachterei in Rötgesbüttel begann mit Willi Emmerich, geb. 1859. Er kam 1896 aus Gifhorn hierher, weil er die beiden Ziegeleien in Rötgesbüttel schon früher von Gifhorn aus belieferte. Für die schwere körperliche Arbeit war es dem Ziegeleibetreiber wichtig, eine gute Versorgung bereitzustellen. Mit diesen guten Kunden im Blick war es für Willi einfacher, hier vor Ort zu schlachten.
Zunächst erwarb Willi Emmerich ein altes Bauernhaus am Ortsausgang von Rötgesbüttel, Richtung Meine. Nach etwa zehn Jahren fasste er den Entschluss, das Gebäude nach den Erfordernissen einer Schlachterei umzubauen. Es war aber nicht einfach für ihn, die vielen Auflagen seitens der Behörden zu erfüllen. So gab es 1907 zwischen ihm und dem Landrat in Gifhorn, wegen der späten Anlieferung der Zeichnungen für das neue Schlachthaus und der damit verbundenen Genehmigung einer Konzession, einen langwierigen Schriftverkehr. Das Genehmigungsverfahren, zu dem auch der Gemeindevorsteher Stieghahn mit eingeschaltet wurde, zog sich sehr in die Länge. Aber schlussendlich wurde die Anlage wie geplant verwirklicht.
Nach Willi Emmerich übernahm Sohn Karl in den 1920-er Jahren den Betrieb. Dank der damals fortschrittlichen Einrichtung und der guten Qualität seiner Fleischereiprodukte lief das Geschäft sehr gut. Eine Besonderheit, die er einrichtete, war sein Kühlhaus (auch Eiskeller genannt). Dies ermöglichte ihm seinen Schlachtbetrieb durchgängig, auch im Sommer, aufrecht zu erhalten. Auf den Eiskeller werden wir noch später zurückkommen. Im Ganzen war die Schlachterei vor dem zweiten Weltkrieg nicht so groß, denn fast jeder der Dorfbewohner schlachtete damals selbst. Es gab mehrere Hausschlachter im Ort. Die Hausschlachter hatten oft einen zweiten Beruf, meistens Maurer. Diese Berufe ergänzten sich gut, denn im Winter wurde geschlachtet und im Sommer gebaut.
Nach Karl übernahm sein Sohn Walter Emmerich sen. 1951 den Betrieb. Walter sen., der Vater des späteren Inhabers mit gleichem Vornamen, baute den Betrieb weiter aus. Auch für ihn war es nicht einfach, die vielen Auflagen der Behörden zu erfüllen und diesen ausgezeichneten Standort an der Bundesstraße 4 zu halten. Nach der Einweihung zeigte sich der Laden im völlig neuen Gewande. Nichts erinnerte mehr an das frühere Bauernhaus. Auch die Inneneinrichtung war ganz auf die Bedürfnisse der Schlachterei eingestellt. Eine Besonderheit des Ladens war schon damals, Emmerichs Bratwurst. Nirgendwo an der B4, von Lüneburg bis Braunschweig, schmeckte die frisch gegrillte Bratwurst so gut wie in Rötgesbüttel. Daher legte so mancher auf seiner Fahrt hier einen Wurst-Stop ein.
Leider verstarb Walter sen. früh, schon mit 48 Jahren. Seine Frau Erni leitete den Betrieb so lange weiter, bis ihr Sohn Walter 18 Jahre alt war und damit berechtigt, den Betrieb in der Familientradition weiterzuführen. Der Fleischerladen blieb aber weiterhin in der Hand von Mutter Erni, allerdings bei tatkräftig unterstützt von Tochter Regina. Angesichts der großen Auswahl von Wurst- und Fleischwaren war das Einkaufen schon damals ein aufregendes Erlebnis.
Walter jun., unterstützt von seiner Frau Sigrun, führten den Betrieb erfolgreich weiter. Auch ihnen gelang es, das Geschäft auszuweiten. Recht bald war wieder ein Umbau erforderlich. Ähnlich wie bei seinem Urgroßvater Willi gab es wieder ein langwieriges Tauziehen mit den Behörden. Aber auch hier ließen sich alle Auflagen umsetzen. Die strikten Hygieneauflagen für Fleischereibetriebe führten allerdings dazu, dass inzwischen keine Schlachtungen mehr im Hause stattfinden. In der jetzigen Ausbaustufe bietet der inzwischen mittelständische Betrieb alle Voraussetzungen für eine moderne Fleischverarbeitung. Als weitere Standbeine kamen hinzu, z.B. ein Imbiss, nebenan in der früheren Schmiede und das Angebot eines Party Service.
Inzwischen führt Kai Emmrich den Familienbetrieb in 5. Generation. Er hat bereits begonnen, die Arbeitsabläufe weiter den heutigen Bedingungen anzupassen. Über seine Errungenschaften werden spätere Generationen berichten. Allerdings kann man schon eines feststellen: Die Bratwurstbude an der B4 gibt es nicht mehr. Aber dafür findet man an ähnlicher Stelle jetzt einen Verkaufsautomaten. Durchreisende können also weiterhin ihre Bratwurst bekommen, nur grillen müssen sie jetzt selbst.
Der Büchenteich als Rohstofflieferant für Emmerichs Eiskeller
Hans Egon Leißa, 15.Februar 2006 + 07.05.2006
Der Eiskeller war kein Keller im eigentlichen Sinne, sondern ein mit einer Tür versehener, geschlossener oberirdischer Raum, dessen Decke mit Teerpappe abgedeckt war. Dieser Raum befand sich in der Mitte eines ca. 10 x 8 Metern großen Gebäudes mit Pultdach. Das Gebäude stand an der Ecke zum Sportplatz und der Grenze zum Nachbarn Grußendorf, heute Lau. Zwischen den Außenmauern des fensterlosen Gebäudes und den Wänden des Innenraumes, dem Eiskeller, befand sich ein großer leerer Zwischenraum, der im Winter über eine Luke im Giebel des Gebäudes mit Eis gefüllt wurde. Nur ein abgemauerter Durchgang blieb frei. Man musste, um in den Kühlraum zu gelangen, erst durch die Tür des Außengebäudes und dann die Tür des eigentlichen Eiskellers.
Nun zum Büchenteich.
Einmal im Jahr, im Winter, meistens nach Weihnachten, wenn der Büchenteich zugefroren war, wurde für die Schlachterei Emmerich “geeist“. Ältere Rötgesbütteler können sich noch gut daran erinnern, dass Karl Emmerich, der Urgroßvater des heutigen Inhabers Kai, Rötgesbütteler Bewohner als Hilfskräfte anheuerte, um das Eis aus dem Büchenteich zu holen.
Wie berichtet wird, waren an dieser Aktion ca. 15 bis 20 Personen beteiligt. Mehrere Helfer haben das Eis mit Äxten und Sägen aus dem Teich gehackt oder gesägt, andere fischten es dann mit Haken heraus. Das Eis wurde an das Ufer transportiert, in kleinere Stücke zerkackt und mit Rübengabeln auf Wagen verladen. Zwei Kutscher, die die Pferdefuhrwerke mit je zwei Pferden lenkten, brachten die voll beladenen Eiswagen auf der Bundesstraße, ca. 900 Meter weiter, zu Emmerichs. Dort wurde das Eis abgeladen und über eine Luke, die sich im oberen Teil des Außengebäudes vom Eiskeller befand, in den Hohlraum zwischen Innenraum und Außenwand eingefüllt, ca. drei bis vier Meter hoch, und danach noch einmal zerkleinert, um sicher zu stellen, dass auch jeder Hohlraum ausgefüllt war, und möglichst wenig Luft zwischen den Eisstücken übrig blieb.
Diese Aktion dauerte zwei Tage. Während des Zweiten Weltkrieges haben außer den vielen Dorfbewohnern auch französische Kriegsgefangene, die in Möllers Gaststätte, später Pilzfarm Wesner, untergebracht waren, beim “eisen“ geholfen. Neben der harten Arbeit muss es wohl auch recht fröhlich zugegangen sein, denn es gab anschließend viel zu essen und zu trinken. Üblicherweise gab es für alle Beteiligten Hammelbraten mit Weißkohl. Gegessen wurde gemeinsam bei Emmerich in der Stube. Unterschiede zwischen Einheimischen und Kriegsgefangenen wurden dabei nicht gemacht. Getränke gab es genug und manch einer ging danach mit Schlagseite nach Hause.
Die Pferdefuhrwerke stellte meistens die Bäckerei Schrader, später Fliesengeschäft Lindenberg, und die Gastwirtschaft Tietje, später Gasthaus Ruge, heute Boss, zur Verfügung.
Das Eis in dem Gebäude taute im Laufe des Jahres langsam auf, hielt sich aber, je nach Jahrestemperatur, bis etwa September. Das Fleisch in dem Eiskeller wurde auf diese Weise während der Sommermonate frisch gehalten.
Wann das “eisen“ aufgehört hat, ist nicht mehr festzustellen. Auf jeden Fall wurde es auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt, denn Zeitzeugen wissen zu berichten, dass Walter Emmerich, der Großvater des heutigen Besitzers, kurz nach seiner Rückkehr aus dem Krieg beim “eisen“ in den Büchenteich gefallen war, aber rechtzeitig gerettet werden konnte.
Das Eis kam später in doppelwandige Kühlbehälter, um das Fleisch bei hohen Sommertemperaturen im Innenraum des Kühlbehälters frisch zu halten. War das Eis aufgebraucht, so musste man nicht mehr bis zum Winter warten, sondern kaufte das Eis in Gifhorn oder Braunschweig. Es gab dafür extra Eiswagen, die das Stangeneis u.a. auch an Gaststätten lieferten.
Der alte Eiskeller wurde überflüssig und später abgerissen, um den modernen Einrichtungen Platz zu machen. Im Laufe der Jahre setzten sich immer mehr die modernen, mit Strom betriebenen Kühlsysteme durch und das Natureis, Stangeneis oder Trockeneis wurde daher nicht mehr benötigt. Überflüssig wurde damit aber auch das s.g. „eisen“, eine gemeinsame Aktion des Dorfes, die sicherlich harte Arbeit bedeutete, aber auch den Gemeinsinn des Dorfes gefördert hat.
gespendet von der Fleischerei Emmerich GmbH & Co. KG
Stadionbank
Dammwildgehege
«In der Maaßel liegt ein Stadion» heißt eines der historischen Fußballlieder des VFL Rötgesbüttel. Das Lied erinnert an Zeiten, in denen sich die Rötgesbütteler Fußballer auf dem Gelände des heutigen Campingplatzes zum Kicken trafen. Mit wie viel Humor und Selbstironie gingen sie seinerzeit ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung nach. Davon zeugt ihr Fußballlied, das sie anlässlich des 92. Geburtstags eines Mitspielers am 27.04.2022 noch einmal zum Besten gaben.
gespendet von dem 2. Bass des Männergesangsverein
In der Maaßel liegt ein Stadion
In der Maaßel liegt ein Stadion
ei, das müsstet ihr nur einmal sehn,
da kann man jeden Sonntag
die Blau-Gelben sehn.
Ref.: Ja, alles jubelt, alles lacht, ha-ha-ha-ha,
das ist die Mannschaft von der blau und gelben Tracht.
Ein blaues Höselein von seiner Frau
Und ein gelbes Trikolein, das passt genau,
das soll der der Stolz der Mannschaft sein.
Ein blaues Höselein von seiner Frau
Und ein gelbes Trikolein, das passt genau,
das soll der der Stolz der Mannschaft sein.
Eine Flanke von rechts außen,
ei, die müsstet ihr mal sehn,
und dann vom Mittelstürmer mit dem Kopf
den Ball ins Tor hinein geführt.
Ref. Ja, alles jubelt, alles lacht, ha-ha-ha-ha,
das ist die Mannschaft von der blau und gelben Tracht.
….
Unser Tormann, diese Pulle,
ei das müsstet ihr mal sehn,
der lässt die schönsten Bälle
durch seine krummen Dackelbeine gehen.
Ref. Ja, alles jubelt, alles lacht, ha-ha-ha-ha,
das ist die Mannschaft von der blau und gelben Tracht.
….
Die folgenden Texte von zwei weiteren Liedern der Rötgesbütteler Fußballhistorie sind einer Sammlung von Manfred Rohde entnommen:
Blau und gelb sind uns‘re Farben
Blau und gelb sind uns‘re Farben,
blau und gelb sind wir, ja, das sind wir,
wenn wir auf dem grünen Rasen
spielen unser Spiel, ja unser Spiel.
Hipp – Hipp – Hurra, Ihr Fußballspieler,
haltet euren Club in Ehren, haltet euren Club in Ehren,
dass er blühe fort.
Gefährlich ist das Fußballeben
Gefährlich ist das Fußballspielen,
es lässt dem Spieler, Spieler keine Ruh,
der Spieler muss in Ängsten spielen,
wenn and`re Leute schauen zu,
der Spieler muss in Ängsten spielen,
wenn and`re Leute schauen zu.
Wir spielen heute unentschieden,
für jeden, jeden einen Punkt.
Wir geben uns damit zufrieden,
wenn and`re Leute schauen zu.
Wir geben uns damit zufrieden,
wenn and`re Leute schauen zu.
Es starb so früh ein junger Fußballspieler.
Er schloss zu früh, ja früh die Augen zu.
Er schlug so früh die Augen nieder,
auf dem Sportplatz fand er seine Ruh.
Er schlug so früh die Augen nieder,
auf dem Sportplatz fand er seine Ruh.
Tauschbank
Gedenkstein, Eiche, Schulstraße
Eine Gedenktafel, ein Stein, eine Eiche in der Mitte von Rötgesbüttel
Mitten in Rötgesbüttel, zwischen dem heutigen Gemeindebüro (dem umgebauten, ehemaligen Kalthaus) und der Einfahrt zu Feuerwehrhaus und Kindergarten, steht eine große Eiche und daneben ein großer Stein.
Auf dem Stein ist eine gusseiserne Gedenktafel angebracht, auf der folgendes geschrieben steht:
Zum Gedenken
Der Jahrhundertfeier der Befreiungskriege,
des Regierungsjubiläums des
Kaisers und Königs Wilhelm II.,
der Versöhnung der Fürstengeschlechter
der Hohenzollern und Welfen
1913
Die Gemeinde Rötgesbüttel
Diese Gedenktafel war bis ca. 1975 an einem gusseisernen Zaun befestigt, der die große danebenstehende Eiche umrahmte.
Welche Bewandtnis hat es mit der Tafel, der Eiche und dem großen Findling?
Die Eiche wurde aus Anlass des Sieges über Napoleon, der auch als Sieg der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 in die Geschichte einging, gepflanzt.
Der nicht mehr vorhandene Zaun mit der Tafel wurde am 20. Juni 1913 bei der Jahrhundertfeier der Befreiungskriege errichtet
Die Gedenkfeier mit der Einweihung der Tafel fand auf dem Platz vor der Eiche statt.
Was aber hat der Findling damit zu tun?
Eigentlich gar nichts, denn dieser Stein stammt aus der Flur “Vor dem Ortholz“ von Willi Betkers Acker. Er wurde in der Eiszeit hierher, nicht weit entfernt von der historischen Gerichtstätte, den Thingbänken die bereits 1416 als “...gherichte to den dingbänken...“ schriftlich erwähnt wird, verschoben. Weil der Landwirt ständig mit dem Pflug anstieß und, wie er sagte, das Gefühl hatte, dass der Stein jedes Jahr weiter nach oben kam, wurde dieser 1964 mit viel Mühe ausgegraben und an die heutige Stelle, in die Dorfmitte, transportiert.
Als nun dieser Stein an der Stelle neben der Eiche stand, und der Zaun, weil er im Wege war, abgerissen wurde, lag es nahe, diese historische Tafel an dem Stein zu befestigen.
Der Bezug zu der Eiche, die ja aus Anlass der Befreiungskriege gepflanzt wurde, ging aber damit für den Nichteingeweihten verloren.
- Die Eiche muss also heute etwa zwischen 190 und 200 Jahre alt sein –
Zurück zu der Tafel:
Der erste Anlass, auf den die Tafel hinweist, wurde bereits erklärt.
Der zweite Anlass ist das 25jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II. Er übernahm die Kaiserkrone 1888 von seinem Vater, Friedrich III, der nur 99 Tage regierte, bevor er starb. Sein Großvater, Kaiser Wilhelm I, war mit 91 Jahren kurz zuvor gestorben.
Der dritte Anlass ist die Hochzeit der einzigen Tochter Kaiser Wilhelms II, der Prinzessin Victoria Luise von Preußen, mit dem Welfen Herzog Ernst August von Braunschweig am 24.5.1913. Damit verbunden war eine Versöhnung der beiden Welfen-Geschlechter in Braunschweig und Hannover mit den Hohenzollern.
Das Fürstengeschlechter in Hannover hatte mit den Hohenzollern in der Vergangenheit häufig Streit, was 1866 zu der Einverleibung des Königreichs Hannover in das Preußenreich führte. Die Braunschweiger Welfen pflegten dagegen stets ein gutes Verhältnis mit den Preußen. Dies gipfelte in der Hochzeit von Herzog Ernst August mit Victoria Luise von Preußen. Durch die Vermählung ergab sich eine Versöhnung der beiden Welfengeschlechter mit den Hohenzollern. Die Tafel weist darauf hin.
Am 18.3.1914 wurde aus dieser Ehe der Sohn Ernst-August geboren. Zu der Taufe seines Enkels im Mai, ca. 3 Monate vor Beginn des 1.Weltkrieges, kam auch Kaiser Wilhelm II nach Braunschweig in das Stadtschloss, das später im 2.Weltkrieg zerstört wurde und zumindest als Fassade wieder aufgebaut wurde.
Soviel über einen Stein, eine Eiche und eine Gedenktafel -
- über einen Stein, der während der Eiszeit in einen Teil der Rötgesbütteler Flur geschoben wurde, in deren Nähe nachweislich Menschen der Steinzeit lebten und Menschen des Mittelalters sich versammelten und Recht sprachen.
- über eine ca. 200 Jahre alte Eiche, die aus Anlass des Sieges über Napoleon gepflanzt wurde.
- und über eine Gedenktafel, die an drei besondere Ereignisse der letzten zwei Jahrhunderte erinnern soll.
gespendet von DEPpen
Tratsch- und Klatsch Bank
Pfändergraben Eingang Ochsenberg
Der Ochsenberg
Obwohl die grüne Lunge inmitten der Ortslage in Rötgesbüttel liegt und eigentlich ein tiefgelegenes Sumpfgebiet mit Erlen, Pappeln, Kätzchenweiden und Schilf bewachsen ist, hat er diesen irreführenden Namen, dessen Ursprung Rätsel aufgibt (mehr dazu weiter unten).
Der Ochsenberg besteht aus 29 einzelnen Parzellen, von denen ca. 20 noch Rötgesbüttler Einwohnern oder dessen Nachkommen zuzuordnen ist. In früheren Jahren wurden die Erlen als Brennholz gebraucht und wahrscheinlich hat man hier auch Brenntorf gewonnen.
In diesem weitgehend unberührten Biotop leben und brüten noch heute zahlreiche Vogelarten, unter anderem Kuckuck, Nachtigall, Gabelweihe und Andere. Auch Füchse und Kleinsäuger gibt es dort.
Der Pfänderweg, der eigentlich Penderweg hieß, war früher ein wichtiger und viel genutzter Weg, zum Beispiel, um vom Sandkamp zum Bäcker oder ins Dorf bzw. vom Dorf zum Friedhof zu kommen.
Ab den 30er Jahren hatte der Kriegerverein (früher: Kyffhäuser) auf den Grundstücken der Familie Gils, später Wolter (es befindet sich etwa in der Mitte zwischen Bahn und der Straße „Am Ochsenberg“), einen Schießstand erbaut, der häufig genutzt wurde. Die Hütte stand am nördlichen Rand am Penderweg. Man schoss nach Süden, Richtung Dorf. Durch Pflege und Entwässerung entstand hier eine gut nutzbare und günstig gelegene Möglichkeit für Schießwettbewerbe.
Da dieses Grundstück einigermaßen trocken war, konnte sich dann einige Jahre nach Ende des Krieges die Familie Kuch dort ansiedeln. Dort lebten sie einige Jahre. Anschließend stand dort nur noch ein Hühnerstall, bis die Natur das gesamte Areal wieder zurückeroberte.
Rötgesbüttel, 06.02.2021
H.-Chr. Wolter
Erklärungen zum Flurnamen “Ochsenberg“ vom Lehrer Bolte (1952)
Der Ursprung des Namen Ochsenberg fällt sicherlich in die vorchristliche Zeit, nur dass er vorher anders hieß, im Laufe der Jahrhunderte seinen Namen jedoch grünlich änderte.
Der ehemalige große Teich nördlich des Dorfes war unseren Vorfahren ein heiliger Ort; denn in ihnen lebten die Asen, ein nordisches Göttergeschlecht. Dieses kann wohl mit Sicherheit angenommen werden, denn etwa 2 km südlich von diesem Heiligtume stand auf der Grenze der ehemaligen Bistümer Hildesheim und Halberstadt, die “Dasenek“, d.h. die Aseneiche, und etwas südwestlich hiervon lag das in der Zeit der Raubritter wüst gewordene “Asenrode“, heute ebenfalls als Flurname erhalten. Der Name “Ochsen“-berg wird ursprünglich wohl mit dem Göttergeschlecht der Asen zusammenhängen.
Woher kam der Namensteil “Berg“? Nicht Berg war vor Jahrhunderten die Endung des Namens für den Teich, sondern Born oder wie man heute sagen würde Barn, d.h. Gewässer, in dem Asen lebten.
Durch die Einführung des Christentums verlor die heidnische Stätte “Asenborn“ ihre Bedeutung, der Teich vermoorte, der Name aber blieb als Flurbezeichnung. Kam ein Rötgesbüttler zum Amt und sprach in seiner Mundart diesen Flurnamen aus, so konnte der Amtsschreiber mit dem Namen “Asenborn“ nichts anfangen. Er schrieb ohne nachzudenken in Hochdeutsch “Ochsenberg“, er machte aus dem Göttergeschlecht der Asen einen Ochsen und aus dem Born einen Berg.
gespendet von den vielen ungenannten Spendern
Träumebank Seeblick
Rückhaltebecken Südfeld
..Text folgt..
gespendet von Angelika, Evelyn und Sylvia