Liebesbank
Alter Liebesweg
Sieht sie auf dem Bild nicht aus wie eine verträumte Liebesbank? Diese hübsche, im Sommer von dichtem Grün umgebene, abgelegene Bank trägt ihren Namen aber nicht wegen der heutigen Idylle.
Im Westen des Dorfes, 300 Meter nördlich von hier, direkt am „Vollbüttler Stadtweg“ und damit an der Vollbüttler Grenze gelegen, entstand in der Vossheide ab 1927 eine Hühnerfarm zur Eierproduktion. Auf einem Gelände von fast fünf Hektar entstand eine für damalige Verhältnisse große Anlage mit einigen Stallgebäuden. Früher konnte man die Hühnerfarm auch direkt über den Westeroder Weg oder auch von der Maaßelstraße erreichen. Die Pfosten des zugehörigen östlichen Tores stehen wild umwachsen im heutigen Wald. Zu diesem Tor, das früher die Hauptverbindung nach Rötgesbüttel darstellte, führten zwei Wege, beide hießen Liebesweg. Der Weg hier an dieser Stelle verbindet das Tor mit der Maaßelstraße.
Wie entstand nun der Name Liebesweg? An der romantisch platzierten Bank kann es seinerzeit nicht gelegen haben. Der Name wurde in der Nachkriegszeit von der Dorfjugend erfunden, namentlich die männlichen Exemplare waren namensgebend. Zur Liebe gehören jedoch immer zwei. Die Mädchen aus dem Dorf kamen weniger oft hier her. In der Hühnerfarm waren jedoch einige junge Arbeiterinnen beschäftigt, die Dorfjungs waren höchst interessiert. Wie mag es wohl zu der Namensgebung des Weges gekommen sein?
Nun weiß man heute nicht mehr, warum die Hühnerfarm seinerzeit ausgerechnet in der Vossheide, der Fuchsheide, entstanden ist, auf den ersten Blick scheint der Ort wenig geeignet. Bei genauer Betrachtung wird dort die Fuchspopulation genauso groß gewesen sein, wie in den umliegenden Waldstücken, jedenfalls wurde nie von besonders häufigen Fuchsübergriffen auf die Hühner berichtet.
Heute sind die dort ansässigen Betriebe nur noch über den Vollbüttler Stadtweg, in Teilbereichen identisch mit dem roten Weg, erreichbar. Dieser Weg war entstanden aus zerbrochenen Dachziegeln, deshalb die Wegbezeichnung, die von Dachsanierungen im Dorf dort entsorgt wurden. Nun sind Dachziegel kein gutes Baumaterial für Wege, in entsprechend schlechtem Zustand befand er sich. Im letzten Jahr verlor dann der Weg seine Farbe, da die Gemeinde grauen Schotter auffahren ließ und den Weg deutlich verbesserte.
In der Vossheide, auf dem Gelände der Hühnerfarm, gab es auch schon vor 1927 ein Wohnhaus. Bereits 1908 findet das dortige Anwesen Erwähnung in den Katasterunterlagen. Um 1914 war das Gebäude im Besitz des braunschweiger Architekten Zinkeisen, der wohl auch für das spätere, recht sehenswerte Äußere verantwortlich zeichnete. Das Gelände, nach wie vor mitten im Wald gelegen, wurde erst spät an einige Segnungen der Zivilisation wie Leitungswasser oder Telefon angeschlossen. Eine ausreichende Wasserversorgung für den Brandfall kann in der Vossheide nur über einen Teich sichergestellt werden. Die Post läuft teilweise über Vollbüttel, auch die Telefonvorwahl gehört zum Ortsnetz Hillerse. Die Bürger, übrigens natürlich auch die heimischen Füchse, gehören zur Rötgesbüttler Bevölkerung.
Hermann Schölkmann
Die Bank wurde gespendet von dem 2. Bass des Männergesangsverein