Dorfblick

Westerrod

Die vergessene Mühle

Diese Bank steht am Westeroder Weg. Die Himmelsrichtung gab dieser Flur ihre Bezeichnung. Das Areal liegt doch deutlich höher als das Bachtal der Rötgesbüttler Riede, das sich hier ca. 62 Meter über dem Nordseeniveau befindet. Das Westerod liegt 70 und mehr Meter über NN. So ist es erklärlich, dass hier einmal eine Windmühle stand. Der genaue Standort ist noch unbekannt, vermutlich lag er im jetzigen Staatsforst an der Ackergrenze nördlich des Westeroder Weges. Die Bewaldung existierte damals an dieser Stelle nicht.

Die Windmühle lag zwar in Rötgesbüttel oder zumindest an der Gemarkungsgrenze, die hiesigen Bauern durften jedoch ihr Korn dort nicht malen lassen. Es gab eine an die Domäne Thune gekoppelte Pflicht zum Hand- und Spanndienst und eben den Mahlzwang. Die Bauern mussten ihr Korn nach Thune transportieren, zur damaligen Zeit ein weiter Weg. Kurzentschlossen reisten in den 1850er Jahren einige Bauern zur Residenz nach Hannover und erbaten von ihrem König eine Befreiung von den Pflichten gegenüber der Domäne Thune. Großzügig wurde ihnen auch noch der Bau einer eigenen Mühle gewährt. Diese entstand am heutigen Mühlenweg, der Straße nach Gravenhorst. Die Mühle im Westerod wurde zur gleichen Zeit, vermutlich unabhängig von der Aufhebung des Thuner Mahlzwangs, abgebaut. Geht man von hier ca. 1,5 km Richtung Vollbüttel, so kann man die Reste der Westeroder Mühle noch besuchen. Die Mühle wurde nämlich versetzt, vom Westerod nach Vollbüttel und war dort noch viele Jahre aktiv.

 

Heute erinnert hier nichts mehr an die alte Windmühle. Der Mühlenstandort ist mit Bäumen bewachsen, die umliegenden Äcker werden intensiv bewirtschaftet. Hier findet man auch die besten Böden der Gemarkung. Entsprechend kann man hier eher anspruchsvolle Feldfrüchte finden: Weizen, Zuckerrüben, vielleicht ein Maisfeld.

Hier oben im Westerod hat man einen guten Blick auf das Dorf. Links, nördlich, der Sandkamp mit sehr mäßigem Sandboden, besiedelt Ende des 19. Jahrhunderts, heute dominiert von neuen Bauten. Zentral das Altdorf, davor der alte Bahnhof. Auch hier stehen viele Neubauten: der Hof Heuke, direkt gegenüber der Schrankenanlage des Bahnüberganges, war früher hier das einzige Gebäude. Im Altdorf rund um die Kirche findet man noch einige alte, ehemals prächtige, Hofstellen. Nicht immer wurde investiert und die alte Bausubstanz erhalten. Rechts, südlich, das Südfeld war bis in die 80er Jahre Acker. Weit hinten liegen noch der Schierenbalken, der Lehmring und die Masch, allesamt mit vielen Neubauten durchsetzt. Links, nördlich, findet man hinter dem Sandkamp die alte Siedlung, die nach dem 2. Weltkrieg in der 1950er Jahren hauptsächlich durch Kriegsflüchtlinge bebaut wurde. Dahinter befindet sich noch das Ostfeld, von hier nicht einsehbar.

Hermann Schölkmann

 

Die Bank wurde gespendet von dem 2. Bass des Männergesangsvereins