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Gedenkstein, Eiche, Schulstraße

Eine Gedenktafel, ein Stein, eine Eiche in der Mitte von Rötgesbüttel

Mitten in Rötgesbüttel, zwischen dem heutigen Gemeindebüro (dem umgebauten, ehemaligen Kalthaus) und der Einfahrt zu Feuerwehrhaus und Kindergarten, steht eine große Eiche und daneben ein großer Stein.

Auf dem Stein ist eine gusseiserne Gedenktafel angebracht, auf der folgendes geschrieben steht:

Zum Gedenken

Der Jahrhundertfeier der Befreiungskriege,   

des Regierungsjubiläums des

Kaisers und Königs Wilhelm II.,

der Versöhnung der Fürstengeschlechter

der Hohenzollern und Welfen

1913

Die Gemeinde Rötgesbüttel

Bild vergrößern: Natali (Tale) Vahl mit Kindern genießt den Sonnenschein. Der kleine links ist der heutige Bauer Wilhelm Vahl. (ca. 1960)
Natali (Tale) Vahl mit Kindern genießt den Sonnenschein. Der kleine links ist der heutige Bauer Wilhelm Vahl. (ca. 1960/ verstorben 2023)

Diese Gedenktafel war bis ca. 1975 an einem gusseisernen Zaun befestigt, der die große danebenstehende Eiche umrahmte.

Welche Bewandtnis hat es mit der Tafel, der Eiche und dem großen Findling?

Die Eiche wurde aus Anlass des Sieges über Napoleon, der auch als Sieg der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 in die Geschichte einging, gepflanzt.

Der nicht mehr vorhandene Zaun mit der Tafel wurde am 20. Juni 1913 bei der Jahrhundertfeier der Befreiungskriege errichtet

Die Gedenkfeier mit der Einweihung der Tafel fand auf dem Platz vor der Eiche statt.

Was aber hat der Findling damit zu tun?

Eigentlich gar nichts, denn dieser Stein stammt aus der Flur “Vor dem Ortholz“ von Willi Betkers Acker. Er wurde in der Eiszeit hierher, nicht weit entfernt von der historischen Gerichtstätte, den Thingbänken die bereits 1416 als “...gherichte to den dingbänken...“ schriftlich erwähnt wird, verschoben. Weil der Landwirt ständig mit dem Pflug anstieß und, wie er sagte, das Gefühl hatte, dass der Stein jedes Jahr weiter nach oben kam, wurde dieser 1964 mit viel Mühe ausgegraben und an die heutige Stelle, in die Dorfmitte, transportiert. 

Als nun dieser Stein an der Stelle neben der Eiche stand, und der Zaun, weil er im Wege war, abgerissen wurde, lag es nahe, diese historische Tafel an dem Stein zu befestigen.

Der Bezug zu der Eiche, die ja aus Anlass der Befreiungskriege gepflanzt wurde, ging aber damit für den Nichteingeweihten verloren.

- Die Eiche muss also heute etwa zwischen 190 und 200 Jahre alt sein –

Zurück zu der Tafel:

Der erste Anlass, auf den die Tafel hinweist, wurde bereits erklärt.

Der zweite Anlass ist das 25jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II. Er übernahm die Kaiserkrone 1888 von seinem Vater, Friedrich III, der nur 99 Tage regierte, bevor er starb. Sein Großvater, Kaiser Wilhelm I, war mit 91 Jahren kurz zuvor gestorben.

Der dritte Anlass ist die Hochzeit der einzigen Tochter Kaiser Wilhelms II, der Prinzessin Victoria Luise von Preußen, mit dem Welfen Herzog Ernst August von Braunschweig am 24.5.1913. Damit verbunden war eine Versöhnung der beiden Welfen-Geschlechter in Braunschweig und Hannover mit den Hohenzollern.

Das Fürstengeschlechter in Hannover hatte mit den Hohenzollern in der Vergangenheit häufig Streit, was 1866 zu der Einverleibung des Königreichs Hannover in das Preußenreich führte. Die Braunschweiger Welfen pflegten dagegen stets ein gutes Verhältnis mit den Preußen. Dies gipfelte in der Hochzeit von Herzog Ernst August mit Victoria Luise von Preußen. Durch die Vermählung ergab sich eine Versöhnung der beiden Welfengeschlechter mit den Hohenzollern. Die Tafel weist darauf hin.

Am 18.3.1914 wurde aus dieser Ehe der Sohn Ernst-August geboren. Zu der Taufe seines Enkels im Mai, ca. 3 Monate vor Beginn des 1.Weltkrieges, kam auch Kaiser Wilhelm II nach Braunschweig in das Stadtschloss, das später im 2.Weltkrieg zerstört wurde und zumindest als Fassade wieder aufgebaut wurde.

Soviel über einen Stein, eine Eiche und eine Gedenktafel -

  • über einen Stein, der während der Eiszeit in einen Teil der Rötgesbütteler Flur geschoben wurde, in deren Nähe nachweislich Menschen der Steinzeit lebten und Menschen des Mittelalters sich versammelten und Recht sprachen.
  • über eine ca. 200 Jahre alte Eiche, die aus Anlass des Sieges über Napoleon gepflanzt wurde.
  • und über eine Gedenktafel, die an drei besondere Ereignisse der letzten zwei Jahrhunderte erinnern soll.

gespendet von DEPpen